Wert 4: Ehrlichkeit [Wie Deine Kinder Ehrlichkeit höher bewerten als Lügen]

Wahrheit sagen, nicht lügen, Jugendliche

Fördere die Ehrlichkeit Deiner Kinder

Wirkt sich Deine Erziehung auf die Ehrlichkeit Deiner Kinder aus? Falls Du davon ausgehst, dass es so ist, liegst Du richtig.

In den letzten Tagen haben wir uns im Werte-Adventskalender ja mit dem Wert „Eigenständigkeit“ beschäftigt: Wert 3: Eigenständigkeit. Damit gelangen wir nun direkt zur Ehrlichkeit. Warum? Weil sich die Erziehung zur Eigenständigkeit auf die Ehrlichkeit der Kinder Dir gegenüber in der Pubertät auswirkt. Den Zusammenhang erläutere ich im Folgenden.

Aber erstmal bin ich selbst ehrlich zu Dir und nenne Dir einen weiteren Aspekt, der Deinem Kind sehr helfen kann im Leben und im nächsten Absatz die Begründung für diese Nennung. Es kann Deinem Kind für den Rest seines Lebens helfen, wenn es lernt, mit seinen Gefühlen umzugehen. Weil das wichtig ist für unsere psychische Gesundheit.

 

Gibt es bei euch immer mal Wutanfälle? Hat Dein Kind Ängste, ist öfter traurig, frustriert oder eifersüchtig? Falls Du darauf in Zukunft souverän reagieren möchtest und erfahren möchtest, wie Du ihm dabei jeweils am besten helfen kannst (vom Säugling bis zum Teenager), dann wäre mein großer Gefühlskurs perfekt für Dich. Anhand des 4-Schritte-Plans entwickelst Du jeweils für euch (je nach Alter Deines Kindes und nach Gefühl) die für euch passende Strategie zur Gefühlsverarbeitung. Denn bei Gefühlen gibt es keine Patentrezepte, aber viele hilfreiche Strategien!
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Warum ich das hier schreibe? Wie Du siehst kommt dieser Blog ohne nervige Werbung aus, dafür mache ich aber auf meine eigenen Herzensprojekte aufmerksam und freue mich sehr, wenn sie auch Dein Leben bereichern können.

 

Warum ist Ehrlichkeit wichtig?

Ist Ehrlichkeit in der heutigen Welt nicht „aus der Mode gekommen“? Wo es Präsidenten gibt, die nachweisliche Lügen verkünden, anscheinend ohne sich dafür zu schämen, wenn es als Lüge bekannt wird?

Einige Studien zeigen, dass sich das Lügen gerade während der Pubertät sehr negativ auswirkt. Denn während der Pubertät zeigen sich Zusammenhänge zwischen dem Lügen und reduzierter Selbstbeherrschung und sogar zwischen dem Lügen und der Jugend-Kriminalität. Jugendliche, die öfter lügen, sind also gefährdeter, schlussendlich straffällig zu werden.

Das Gute ist, dass wir Eltern einen gewissen Einfluss darauf haben, ob unser Kind eher zum Lügen tendieren wird oder nicht. Dazu muss ich etwas ausholen, um zwei verschiedene Erziehungsstile zu beschreiben. Damit wir sehen können, wie sich diese Erziehungsstile auf die Tendenz zum Lügen in der Pubertät auswirken.

 

Zwei unterschiedliche Erziehungsstile

Grundsätzlich kann man Kinder in der Pubertät ja entweder in ihrer Selbständigkeit unterstützen („Autonomie-unterstützende Erziehung“, wie beim Wert „Eigenständigkeit“ erklärt, siehe: Wert 3: Eigenständigkeit), oder man kann eher kontrollierend auf die Kinder einwirken („kontrollierender Erziehungsstil“).

Der erste, Autonomie-unterstützende Erziehungsstil versucht, die Gefühle der Kinder anzuerkennen, ihnen Regeln und Pflichten zu erklären und den Kindern auch mal die Initiative zu überlassen. Der zweite, kontrollierende Erziehungsstil arbeitet eher mit Liebesentzug (wenn etwas nicht so läuft wie es soll), Drohungen und dem Verursachen von Schuldgefühlen. Es werden also gar nicht unbedingt die Kinder an sich kontrolliert (so wie man es sich vielleicht vorstellt, mit Ausspionieren usw.), sondern die Erziehungstechniken selbst sind eher eingreifend und beherrschend.

Interessanterweise sehen es Forscher als drei wichtige Merkmale einer „kontrollierenden“ Erziehung, wenn 1.)Drohungen und 2.)Schuldgefühle weckende Kritik verwendet werden und 3.)wenn Leistungs-Ziele gefördert werden. Mit dem dritten Punkt ist gemeint, dass die Kinder in ihrer Leistung stark mit Gleichaltrigen verglichen werden und es den Eltern sehr wichtig ist, dass ihre Kinder besser sind als Gleichaltrige. Hier wird also eine Sichtweise des „statischen“ Selbstbildes auf die Kinder und deren Leistungen angewandt, statt einer „flexiblen“ Sichtweise. Falls Dich die Theorie dahinter interessiert, dann ist der Artikel „Wie Dein Kind ein Gerne-Lerner statt eines Lernvermeiders wird“ sicher interessant für Dich (dazu auf die nachfolgende Schrift klicken: Wie Dein Kind ein Gerne-Lerner statt eines Lern-Vermeiders wird (und Du auch!) ).

Während der erste, Autonomie-unterstützende Erziehungs-Ansatz die Selbstbestimmung der Kinder fördert, wird die Selbstbestimmung im zweiten, kontrollierenden Ansatz verhindert. *

 

Auswirkungen der zwei Erziehungsstile

In einer Studie wurde Folgendes ermittelt: je mehr sich Eltern Autonomie-unterstützend verhielten, desto höhere Vorteile sahen ihre Jugendlichen darin, die Wahrheit zu sagen und desto mehr Nachteile sahen ihre Jugendlichen im Lügen. Je stärker dagegen das Kontrollverhalten der Eltern ausgeprägt war, desto eher sahen Teenager Nachteile darin, ihren Eltern die Wahrheit zu sagen. Und das unabhängig davon, wie wichtig ihren Eltern Ehrlichkeit war. *

Warum könnte das so sein? Einen Vorteil im Lügen findet das Kind natürlich, wenn es dadurch Strafen entgehen kann, wie z.B. dem Liebesentzug. Selbst wenn einem Kind Ehrlichkeit sehr wichtig ist, dann kann die Befürchtung einer Strafe das Kind dazu bringen, sich trotzdem fürs Lügen zu entscheiden.

Zudem wirkt sich Ehrlichkeit natürlich auf das gegenseitige Vertrauen in Beziehungen aus. Du kannst Deinem Kind nur vertrauen, wenn Du davon ausgehen kannst, dass es Dir die Wahrheit erzählt. Dann musst Du auch nicht kontrollieren, ob das tatsächlich so ist. Genauso ist es anders herum, wenn Dein Kind weiß, dass Du ehrlich zu ihm bist, wird es Dir vertrauen und Deine Meinung eher schätzen, als wenn es vermutet oder gar weiß, dass Du es anlügst. Außerdem wird das Kind in einer Beziehung, die auf gegenseitigem Vertrauen basiert, eher einen Nachteil im Lügen sehen, weil es dadurch vielleicht zeitweise einige seiner Freiheiten verlieren könnte, falls die Lüge ans Licht kommt. So bringt ihm die Wahrheit Dir gegenüber weniger Nachteile ein als eine Lüge.

 

Wie können wir unseren Kindern Ehrlichkeit beibringen?

Der Haupttipp dazu ist nun recht einfach ableitbar: indem wir zu unseren Kindern eine Autonomie-fördernde Beziehung aufbauen, anstatt emotionale Kontrolle auszuüben.

Was wir dafür tun können:

  • Unsere Kinder in ihrer Selbständigkeit unterstützen,
  • Unsere Kinder als eigenständige Personen wahrnehmen und ihre Meinungen und Gefühle anerkennen,
  • Unseren Kindern Regeln und Pflichten erklären statt sie ihnen einfach „aufzudrücken“ (aber keine Sorge, nicht jedes Mal wieder neu! Lass Dich bei bereits erklärten Dingen nicht ständig in neue Diskussionen rein ziehen.)
  • Unsere Kinder aktiv mitgestalten lassen (z.B. zusammen Ideen sammeln und überlegen, wie man ein Problem lösen könnte oder was man in dem Fall machen könnte)

Was wir nicht tun sollten (Merkmale eines kontrollierenden Erziehungsstils):

  • Unseren Kindern drohen („Wenn Du nicht… dann… !“)
  • Unseren Kindern Schuldgefühle machen („Wenn Du … machst, dann bin ich ganz traurig.“ …)
  • Unseren Kindern Liebe entziehen („Weil Du … (nicht) gemacht hast, gebe ich Dir keinen Gute-Nacht-Kuss.“ …)
  • Unsere Kinder mit anderen Kindern vergleichen (sondern nur mit dem Kind selbst, also auf seinen eigenen Fortschritt schauen, siehe **)

Grundsätzlich wird Dein Kind Dir gegenüber also eher die Wahrheit sagen (und dabei auch als Jugendlicher bleiben), wenn es die Wahrheit als vorteilhaft erlebt und Lügen dagegen als nachteilig. Dazu hilft es, wenn Dein Kind erlebt, dass die Konsequenzen nicht so schlimm sind, wenn es gleich ehrlich die Wahrheit sagt, als wenn es lügt und das nachher raus kommt. Die Wahrheit muss sich für Dein Kind im Vergleich zur Lüge also lohnen.

Ein weiterer Tipp, wenn in diesem Fall die Wahrheit wichtig ist: bitte Dein Kind, Dir zu versprechen, dass es Dir die Wahrheit sagt. Dann hast Du wesentlich bessere Chancen (8-mal höhere!), tatsächlich die Wahrheit zu erfahren, als wenn Du mit ihm grundsätzlich über Lügen und Wahrheit diskutierst.

Hier ist die Erklärung dazu: In einer Studie wurde rausgefunden, dass ca. ein Drittel der Kinder zwischen 8 und 16 Jahren nach einer anfänglichen Lüge doch mit der Wahrheit rausrückten. Aber nur, wenn sie gebeten wurden, zu versprechen, dass sie die Wahrheit sagen. Dagegen half eine moralische Diskussion mit ihnen über Wahrheit und Lügen nicht, um sie von der Lüge zur ehrlichen Aussage zu bringen. Durch das Versprechen, die Wahrheit zu sagen, war es 8-mal wahrscheinlicher, dass sie nun von der Lüge zur Wahrheit wechselten, als durch eine moralische Diskussion. ***

 

Keine Lügen, Ehrlichkeit, Teengager, Jugendlicher
Wie Dein Kind mit 8-mal höherer Wahrscheinlichkeit von einer Lüge zur Wahrheit wechselt

 

Was Du nun tun kannst

  • Finde in den nächsten Tagen raus, wie Deine Kinder über das Lügen und die Wahrheit nachdenken. Frage sie, ob sie denken, dass es manchmal Vorteile hat, zu lügen. Ob sie schon einmal gelogen haben und die Wahrheit doch raus kam.
  • Überlege, ob Du bei Dir selbst Verhaltensmuster des Autonomie-unterstützenden oder des kontrollierenden Erziehungsstils entdecken kannst. Das Drohen z.B. rutscht einem schnell mal raus. Viele von uns sind sicherlich zumindest teilweise mit diesem Erziehungsstil erzogen worden. Daher sind solche Muster tief in uns drinnen und es fällt nicht so leicht, sie aufzudecken und zu ändern. Aber es ist möglich! Falls Dir sowas wie z.B. eine Drohung auffällt, dann freue Dich darüber, dass Du es entdeckt hast! Anstatt Dir Schuldgefühle deswegen zu machen. Dass es Dir auffällt ist der erste Schritt, um es ändern zu können. Du kannst Dich auch danach bei Deinem Kind entschuldigen und ihm erklären, warum Du es so gesagt hast und wie Du es gerne beim nächsten Mal sagen würdest.
  • Oder Du machst Deine Kinder zu „Droh-Detektoren“. Sage ihnen, dass Du Drohungen gerne aus eurem Haus verbannen möchtest. Sie können Dir dann helfen, Drohungen zu entdecken, falls Du welche aussprichst.

 

Ich wünsche euch viel Spaß beim Entdecken einer auf gegenseitigem Vertrauen basierenden und durch Ehrlichkeit geprägten Beziehung!

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Wahrheit fördern, weniger lügen bei Teenagern, Kindern, Familie, Erziehung
Ehrlichkeit fördern und Lügen vermeiden bei Jugendlichen

 

 

Hast Du die Einführung in den Werte-Adventskalender für Eltern verpasst? Falls ja, dann findest Du sie hier: Einführung in den Werte-Adventskalender für Eltern

Hier kommst Du zum ersten Wert des Werte-Adventskalenders für Eltern (einfach auf die nachfolgende Schrift klicken): Wert 1: Lerne die fünf Sprachen der Liebe

Den zweiten Wert des Werte-Adventskalenders (Geduld) findest Du hier: Wert 2: Geduld

Hier findest Du den dritten Wert (Eigenständigkeit) des Werte-Adventskalenders: Wert 3: Eigenständigkeit

 

Literatur

* Bureau, J. S., & Mageau, G. A. (2014). Parental autonomy support and honesty: The mediating role of identification with the honesty value and perceived costs and benefits of honesty. Journal of Adolescence, 37, 225-236.

** Mageau, G. A., Bureau, J. S., Ranger, F., Allen, M.-P., & Soenens, B. (2016). The role of parental achievement goals in predicting autonomy-supportive and controlling parenting. J Child Fam Stud, 25,  1702-1711.

*** Evans, D. A., & Lee, K. (2010). Promising to Tell the Truth Makes 8- to 16-year-olds More Honest. Behav Sci Law, 28 (6): 801-811.

6 Kommentare zu „Wert 4: Ehrlichkeit [Wie Deine Kinder Ehrlichkeit höher bewerten als Lügen]“

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